2006-07-30

neulich im Kino: "Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest"

Ay, Mates! Land in Sicht. Nach dem Riesenerfolg von "Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl" hat Captain Jack Sparrow mit der Fortsetzung "Dead Man's Chest" nun auch endlich die deutschen Kinos geentert. Im Gegensatz zu Trilogien wie "Herr der Ringe" oder "Star Wars" (Classic, 1977-1983) war "Pirates of the Caribbean" ursprünglich garnicht auf mehrere Teile ausgelegt. Wer konnte auch ahnen, dass das eigentlich totgesagte Genre des Piratenfilms hiermit seine Wiederauferstehung erleben würde? Aber spätestens seit "Matrix" ist man ja vorgewarnt, dass eilig (und "back to back") gedrehte Fortsetzungen auch mächtig danebengehen können. Wie schlägt sich also dieser Film? Um's kurz zu machen: Reingehen - Anschauen! Das einzige wirkliche Manko ist, dass nach 2,5 Stunden der Vorhang mitten in der Handlung fällt, und man auf den dritten Teil warten muss. "Dead Man's Chest" wurde schon in anderen Besprechungen aus verschiedenen Gründen mit "The Empire Strikes Back" verglichen: Beides Filme, die förmlich nach einer Fortsetzung schreien. Am Ende des ersten Teils wurde ja der Azteken-Schatz wieder zusammengeführt und dadurch die Zombie-Piraten erlöst. Man sah schon Will Turner auf einer Karibik-Plantage sitzen, gemeinsam mit seiner frischangetrauten Elizabeth Swann, und sein größtes Problem wäre ein grantelnder Schwiegervater gewesen. Doch natürlich rettet man nicht einfach einen gesuchten Piraten vor dessen Hinrichtung, macht damit die britischen Kolonialherren zum Gespött aller Nachbarinseln, und glaubt, das hätte keine Konsequenzen. So beginnt der Film damit, dass Familie Turner-Swann von den Briten festgenommen wird (genaugenommen von der East India Company, womit ein schöner aktueller Bezug zur Verquickung von Politik und Wirtschaft abfällt). Um aus dieser misslichen Lage herauszukommen, müssen im weiteren Verlauf des Films zunächst Captain Jack Sparrow und anschließend Davy Jones gefunden werden. Ab hier geht es mit der Auslegung von maritimen Mythen etwas wild durcheinander. Davy Jones ist vor allem durch die Redewendung "Davy Jones' Locker" bekannt (die schon im ersten Teil öfters vorkam, und auch an anderen Stellen Einzug in die Pop-Kultur gefunden hat), mit der letztendlich das Meer oder der Meeresgrund gemeint ist. Im Film wird Davy Jones zum Kapitän eines Schiffes - und zwar keines geringeren als des "Flying Dutchman". Er selbst und seine Mannschaft sind schon so lange auf (und unter) dem Wasser unterwegs, dass sie die Form von allerlei Meeresbewohnern angenommen haben. Das ist meiner Meinung nach auch die einzige Schwachstelle des Films: Im Vergleich zu den Zombie-Piraten des ersten Teils wirkt diese Truppe zwar schon furchteinflößend, aber irgendwie auch ziemlich lächerlich. Besonders fällt das beim ersten Offizier auf, einer Mischung aus Mensch und Hammerhai. Ansonsten bietet der Film alles, was man von einer gelungenen Fortsetzung erwartet. Vor allem Johnny Depp wurde noch mehr Freiraum zum herumalbern gelassen, der Film driftet mehr als einmal in reinen Slapstick ab. Es gibt schöne Referenzen auf den ersten Teil ("This is the day you shall always remember as the day that you almost ...", "Now, where is that dog with the keys?") und alle Rollen sind mit den gleichen Schauspielern besetzt. So haben Ragetti und Pintel noch mehr zu sagen (und ihre Kommentare à la C-3PO und R2D2 sind noch eine Ähnlichkeit zu Star Wars), Commander Norrington ist jetzt Mr. Norrington, und die Besatzung der Black Pearl mit Gibbs , Marty und Cotton (samt Papagei) ist wieder dabei. Auf Zoe Saldana müssen wir leider verzichten, dafür gibt's jetzt eine Voodoo-Priesterin - inkonsequenterweise aber keinen Händler für Gebraucht-Schiffe. Wirklich vermisst habe ich nur die Herren Murtogg und Mullroy, die hoffentlich im dritten Teil wieder dabei sind. Und nachdem Keith Richards diesmal nicht als Vater Sparrow auftreten wollte, hat er dann eigentlich keine Ausrede mehr, wo er doch so fleissig geübt hat. Ach ja: Kenner bleiben natürlich bis zum Ende des Abspanns sitzen. So wird wenigstens eine offene Frage noch in diesem Jahr geklärt...

2006-07-18

Karten zum selberfalten

Normalerweise erfährt man ja bei MarcTV immer von den neusten Entwicklungen aus dem Hause Google. Aber Google Maps wurde dort bisher nicht erwähnt. Völlig zu unrecht, wie ich finde. Ich hatte ja bereits in den letzten beiden Beiträgen Google Maps in Anspruch genommen, um Tour-de-France-Etappen zu zeigen oder von meiner letzten Radtour zu berichten. Für letzteres hatte ich schon kurz auf die Google Maps API zurückgegriffen. Aber man kann damit noch viel mehr machen. Tour-Etappen "Deluxe" gibt's bei UBILabs, inklusive einem Live-Tracker einiger ausgewählter Fahrer. Und ich habe mir ein persönliches Roadbook zusammengestellt, um mir verschiedene Radtouren ansehen zu können, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Wie auch schon bei meinen anderen Experimenten könnte noch am Styling gearbeitet werden, aber als proof-of-concept finde ich das Ergebnis schon ganz brauchbar. Wirklich interessant ist eine relativ neue Funktion der API: Geocoding. Also Adresse 'rein, Koordinaten 'raus. Für irgendwelche privaten Zwecke wüsste ich zwar so spontan keine Anwendung, aber beruflich beschäftigt (um nicht zu sagen: quält) mich das Thema gerade. Deswegen hatte ich als erste Fingerübung auch dafür eine Applikation gebastelt - die nun wirklich keine usability aufweist, sondern ausschliesslich zum Kennenlernen der API und zur Evaluation der Geocodierung taugen sollte. Ich finde es schon recht erstaunlich, wie schnell man sich auch als Anfänger zumindest rudimentäre Anwendungen zusammenbasteln kann. Leider kommt man bei der ganzen Sache nicht an dem Thema "JavaScript" vorbei. Abgesehen von den (sicherlich berechtigten) Warnungen vor Sicherheitsrisiken, scheint die Kompatibiltät unter den Browsern hier nicht wirklich gut zu sein. Mehr oder weniger garantieren kann ich die Funktion meiner Beispiele nur bei Verwendung des Firefox. Und selbst das ist nicht sicher...

2006-07-17

neulich mitten im Nirgendwo

Die moderne Technik hat es der Menschheit ermöglicht, die ungewöhnlichsten Orte zu erreichen: Den Mond, die Tiefsee - oder ein abgelegenes Feld mitten im Lipperland. Ich bin seit einigen Jahren begeisterter Nutzer eines GPS-Empfängers, der mich auf allen meinen Radtouren begleitet, und mir bei neuen Strecken zuverlässig den Weg weist. Seit GPS ein erschwingliches Hobby geworden ist, das nicht mehr allein Geologen/-graphen/-däten oder Militärangehörigen vorbehalten ist, hat sich eine regelrechte Subkultur entwickelt. Der Trend des Geocaching konnte mich noch sie so recht begeistern, aber als ich vor einigen Jahren über die Website des Degree Confluence Projects gestolpert bin war mir klar: Das machst Du auch mal. Konfluenzpunkte sind die Schnittpunkte der (ganzzahligen) Längen- und Breitengrade, von denen 33 Stück in Deutschland liegen. Bielefeld befindet sich zwar ziemlich genau auf dem 52. Grad nördlicher Breite, aber dummerweise mindestens so genau zwischen dem 8. und dem 9. Grad östlicher Länge. Der "Halbkonfluenzpunkt" innerhalb Bielefelds dürfte übrigens täglich von mehreren tausend Autos überquert werden. Also hat man als Bielefelder die freie Wahl, entweder den westlichen K-Punkt bei Warendorf oder den östlichen hinter Lemgo zu besuchen. Ich habe mich am Wochenende für letzteren entschieden. Nach ziemlich genau zwei Stunden gemütlichen Radfahrens (ich war extra früh gestartet, um der Mittagshitze zu entgehen) hatte ich den Ort Hagendonop erreicht. Die erste Frage war dann: Wo liegt jetzt der Konfluenzpunkt genau? Die Antwort ist schwerer, als man vielleicht zunächst denkt, trotz oder gerade wegen GPS. Denn die exakte Lage des Schnittpunkts hängt davon ab, welches Koordinatensystem man zugrunde legt. Geht man nach dem amtlichen deutschen System ("Potsdam-Datum" genannt), dann ist der Punkt netterweise durch einen kleinen Findling mit einer Plakette markiert.Zumindest so in etwa, mein GPS-Gerät war der Meinung, dass der Stein ein paar Meter vom richtigen Ort entfernt ist - ich hab' in aber trotzdem mal dort liegen lassen... Das in der GPS-Welt übliche Koordinatensystem nennt sich WGS84, und wenn man danach geht, wird der Konfluenzpunkt 52N/9E durch keinerlei Stein oder sonstiges markiert, sondern liegt mitten in einem Klee-Feld, rund 180 Meter von dem Findling entfernt. Auch sonst kommt der Ort einem nicht irgendwie besonders vor, und doch scheint er auch für andere Leute eine magische Anziehungskraft zu haben. Wenigstens einen weiteren Trampelpfad konnte ich erkennen (auf dem letzten Foto links zu sehen), ich war also anscheinend nicht der erste an diesem Tag, der erleben wollte, wie sämtliche Nachkommastellen auf dem GPS-Gerät auf Null springen. Während ich gerade so mittem im Klee stand, wurden zwei der Strohballen vom benachbarten Feld abgeholt, und ich rechnete schon mit einen Anpfiff, weil ich schliesslich Privatgrundstück betreten hatte. Aber vermutlich kannten die Besitzer das schon und hatten sich damit abgefunden, dass öfters irgendwelche Verrückten auftauchen, die aber im Grunde harmlos sind. Mal schauen, ob ich mir den anderen Konfluenzpunkt auch noch vornehme, oder ob das genug Aufregung für einen Sommer war. Auf alle Fälle werde ich noch ein wenig weiter mit Google Maps und der zugehörigen API experimentieren. Ich habe den Eindruck, dass man damit wirklich nette Sachen machen kann.

2006-07-08

Le Tour sans des drogues

Wer's glaubt wird seelig... Während heute in Stuttgart und morgen in Berlin zum letzten mal der Lederball über das Feld gescheucht wird, ist erst ein Drittel der Tour de France 2006 um. Und obwohl das Fahrerfeld bereits vor dem Start reichlich dezimiert wurde, dürfte es eine der interessantesten Schleifen seit Jahren werden - oder vielleicht gerade deswegen. Weil die (vermeintlichen) Favoriten fehlen, können sich jetzt plötzlich ganz andere Fahrer zeigen, die sonst nur Wasserträger gewesen wären. Und obwohl (endlich) einmal recht konsequent gegen Doping vorgegangen wurde: Wer glaubt, dass die Tour dieses Jahr damit sauber wäre, dürfte sich einer Illusion hingeben. Andererseits: Eine gewisse partielle Blindheit muss man wohl haben, sonst braucht man sich für (Profi-)Radsport garnicht erst zu interessieren. Was nicht heisst, dass man den Kampf gegen das Doping aufgeben darf - gerade auch als Fan sollte man den Wunsch nach einem sauberen Sport artikulieren. Daher verweise ich mal auf folgende Initiative: Fans gegen Doping - eine Initiative von Radsportfans Weswegen ich aber eigentlich schreibe: Ich hatte je bereits auf die Etappen-Beschreibung für Google Earth hingewiesen (die ich nochmal etwas nachgebessert habe). Mehr durch Zufall habe ich erfahren, dass man KML-Dateien auch mit Google Maps darstellen kann (jaja, ein Blick in die Doku hätte bestimmt weitergeholfen). Also das ganze nochmal für alle, die nicht jedesmal Google Earth starten wollen, wenn sie sich schnell mal die Strecken der Tour ansehen wollen: Hoffen wir auf eine spannende Rest-Tour ohne weitere Skandale. Und für alle, die dem Radsport nichts abgewinnen können und ab Montag unter Entzug leiden: Am 11. August geht die Bundesliga wieder los.